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Interview mit Tele2 zum Thema Netzausbau in Deutschland13.01.2015

Gerd Kiparski, Director Legal & Regulatory bei Tele2 Deutschland2018 soll jeder Deutsche das Internet über eine Breitbandverbindung nutzen können, das geht aus der Digitalen Agenda der Bundesregierung hervor. Während einige Experten die Pläne begrüßen, wird die Digitale Agenda von anderen zum Teil heftig kritisiert. Aus Sicht von Gerd Kiparski, Director Legal & Regulatory bei Tele2 Deutschland (siehe Foto), ist es durchaus positiv anzusehen, dass das Thema „Telekommunikationsnetze und digitale Dienste“ auf der politischen Agenda der deutschen Bundesregierung steht. Dennoch sieht er die Gefahr, dass die vorgesehenen 50 Mbit/s eventuell schon vor 2018 nicht mehr den Ansprüchen der Verbraucher entsprechen. Mehr dazu im folgenden Interview:

1. Wie beurteilen Sie den flächendeckenden Breitbandausbau bis zum Jahr 2018, welchen die Bundesregierung im Rahmen ihrer Digitalen Agenda vorsieht?

Gerd Kiparski: Der flächendeckende Breitbandausbau ist zweifelsohne ein wichtiges Thema. Dabei sollten wir bei der Diskussion nicht vergessen, dass Deutschland bereits über eine gute Telekommunikationsinfrastruktur mit kabel- und nichtkabelgebundenen Zugangsmöglichkeiten verfügt. Es gibt jedoch noch zahlreiche weiße Flecken vor allem in ländlichen Gebieten, die es zu erschließen gilt. Dafür gibt es auch aktuell mehrere Alternativen, wie Funktechnik mit LTE und Festnetztechnik mit VDSL und Vectoring. Generell können wir davon ausgehen, dass Breitbandausbau 2018 nicht abgeschlossen sein wird, sondern nach den neuen Anforderungen vorangetrieben werden muss.

2. Ist es realistisch zu sagen, dass bis zum Jahr 2018 in allen städtischen und ländlichen Regionen DSL Geschwindigkeiten mit 50 Mbit/s genutzt werden können?

G. K.: Die Verbraucheranforderungen und das Übertragungsvolumen steigen konstant, sodass die vorgesehenen 50 Mbit/s möglicherweise bereits vor 2018 gar nicht mehr ausreichend sind. Deshalb ist die Idee, Breitbandausbau an einer konkreten Geschwindigkeit oder einer konkreten Technologie festzumachen, nicht zielführend. Wichtig ist, dass Kunden einen für ihre Bedürfnisse passenden Breitbandzugang haben. Sie sollen diejenigen Dienste und Anwendungen nutzen, die sie möchten, und zwar in einer Qualität, die sie zufriedenstellt.

3. Welche Rolle zur Erreichung der Breitbandziele werden künftig Funktechnologien wie
z. B. LTE einnehmen? Kann die Funktechnologie den DSL-Anschluss in vollem Umfang ersetzen?

G. K.: LTE kann einen Glasfaserausbau nicht ersetzen. Das soll es auch gar nicht. Wichtig ist es, die verschiedenen Technologien im Zusammenspiel zu sehen. Es ist utopisch darüber nachzudenken, Glasfaser in jeden Winkel unseres Landes zu verlegen. Dies würde gigantische Kosten verursachen, die in keiner Relation zu ihrem Nutzen stünden. Genau hier können Funktechnologien, wie beispielsweise LTE helfen. LTE ermöglicht vergleichbare Datenraten, wie ein VDSL oder Kabelanschluss. Tele2 bietet selbst ein Breitbandzugangsprodukt über Funktechnologie an. Dieses ist jedoch aufgrund von Funkzellenauslastung nur dort als Ersatz für einen Festnetzbreitbandanschluss sinnvoll, wo ein solcher aus Kostengründen nicht verlegt werden kann. Die Telekommunikationsanbieter sollen die Möglichkeit haben, ihren Kunden sinnvolle Alternativen zum klassischen Breitbandanschluss anbieten zu können. Dabei geht es nicht nur um „Hochleistungsinternet“. Es gibt eine breite Kundenschicht, die mit weniger Download-Rate zu entsprechenden Kosten optimal bedient ist.

4. Der Telekommunikationsmarkt unterliegt einem stetigen Wandel. Sehen Sie in der Konsolidierung von DSL Anbietern und Kabelnetzbetreibern (siehe z. B. Mehrheitserwerb der Vodafone Group an Kabel Deutschland) einen Vorteil für den Breitbandausbau in Deutschland?

G. K.: Nein. In Konsolidierungsbestrebungen sehe ich keinen Vorteil für den flächendeckenden Breitbandausbau. Zahlreiche Studien belegen, dass der Ausbau der Infrastruktur gerade dort am schnellsten vorangeht, wo der Wettbewerb am größten ist. Also, wenn ein Wettbewerber in einer Region VDSL ausbaut, ziehen andere Marktteilnehmer schnell nach, um Kunden zu behalten. Wenn es nun aufgrund von Konsolidierung nur noch wenige Anbieter gibt, sinkt dieser Anreiz ganz erheblich.

5. Darauf aufbauend die Frage: Welche besonderen Herausforderungen sehen Sie im Rahmen der Digitalen Agenda auf den Markt zukommen?

G. K.: Eine der wichtigsten Herausforderungen ist es, den Wettbewerb zwischen den Anbietern so anzureizen, dass diese in Breitband investieren. Ein weiteres Problem sind die sehr hohen Investitionskosten, insbesondere durch Baumaßnahmen zur Verlegung von Glasfaserkabeln. Hier wird hoffentlich eine neue EU-Richtlinie über die Kostensenkung beim Breitbandausbau, die aktuell in deutsches Recht umgesetzt wird, einen Ausweg bieten. Lösungen, bei denen zum Beispiel Stadtwerke das Glasfaserkabel zusammen mit Stromkabel „mitverlegen“, können sehr interessant sein. Insgesamt wünschen sich viele Marktteilnehmer eine langfristige Strategie und mehr Planungssicherheit. Einige Veränderungen, die in letzter Zeit eingeführt wurden, sind von den nachfolgenden Entscheidern zurückgezogen worden. In diesem Zusammenhang fällt mir zum Beispiel die Vorratsdatenspeicherung, aber auch die Vorgaben zu Roaming ein. Solche Prozesse binden bei den Telekommunikationsanbietern jedoch viele Ressourcen: finanziell wie personell. Hinzu kommen die immer niedrigeren Produktpreise und Margen. Für die Investitionen bleibt da nicht viel übrig.

6. Wie soll Ihrer Meinung nach die Finanzierung für den bundesweiten Netzausbau aussehen? Erwarten Sie umfangreiche Subventionen von der Bundesregierung?

G. K.: Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Subventionen für den Wettbewerb nicht förderlich sind. Der Markt soll selbst regeln, wer in den Ausbau investieren kann. Die beste Subvention ist meines Erachtens ein funktionierender Wettbewerb. Unterstützend wären sicherlich auch einheitliche Standards und Verpflichtungen, allen Anbietern den Zugang zu Netzen zu gewähren, so dass alternative Telekommunikationsanbieter wie Tele2 über den offenen Zugang Vorleistungsprodukte beziehen können. Dieses würde für investierende Unternehmen die Auslastung ihrer Netze erhöhen und so den Kapitalaufwand rentabel machen.

7. Fluch oder Segen? Ist es ausgeschlossen, dass die Verbraucher den Netzausbau durch höhere Bereitstellungs- und Nutzungsgebühren selbst bezahlen müssen?

G. K.: Es ist sicherlich richtig, dass wir uns von immer weiter sinkenden Preisen verabschieden sollten. Wir haben aktuell ein Preisniveau erreicht, dass bei vielen Anbietern absolut am Limit liegt. Dennoch wäre es falsch zu denken, dass alle Verbraucher mit höheren Kosten zu rechnen haben, nur weil ein Anbieter sein Netz ausbaut. In jeder Branche müssen Unternehmen investieren, um mit den Entwicklungen mithalten zu können oder diese gar voranzutreiben. Das allein rechtfertigt jedoch nicht die Preiserhöhungen. Die beste Sicherung vor ungerechtfertigten Preissteigerungen ist der Wettbewerb. Wenn der Verbraucher immer eine günstigere Alternative hat, die er in Anspruch nehmen kann, gehen die Marktteilnehmer sehr sensibel mit diesem Thema um.

8. Abschlussfrage: Sehen Sie die von der Bundesregierung vorgelegte Digitale Agenda als wegweisend und Notwendigkeit für die digitale Infrastruktur in Deutschland und Europa?

G. K.: Es ist wichtig, dass das Thema „Telekommunikationsnetze und digitale Dienste“ hoch auf der politischen Agenda der Bundesregierung steht. Dieser Bereich ist für die moderne Informationsgesellschaft auch extrem wichtig. Auch die neue Europäische Kommission hat dieses Thema als entscheidend erkannt. Nicht umsonst ist es TOP 2 auf der Agenda von Kommissionspräsident Juncker und ist gleich mit zwei Kommissaren besetzt. Ich denke, dass uns dieses Thema noch lange begleiten wird. Denn es reicht nicht die Digitale Agenda als eine Liste von Punkten abzuarbeiten, um Deutschland fit für die Zukunft zu machen. Die digitale Wirtschaft und die Anforderungen an unsere Netze und Systeme entwickeln sich stetig weiter, sodass es nach 2018 eine neue Digitale Agenda geben wird.

Wir danken Herrn Gerd Kiparski (Director Legal & Regulatory bei Tele2 Deutschland) für dieses Interview.

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